Aus der Geschichte der Freiwilligen
Feuerwehr der Stadt Peitz
Im
Jahr 2004 feierte unsere Feuerwehr ihr 130Jähriges Bestehen, und dabei ist festzustellen,
dass sich der Mensch seit Jahrhunderten bemüht, die Feuergefahren mit verschiedensten
Mitteln zu bekämpfen. Auch in unserer Stadt ist an Hand von Archivunterlagen
zu rekonstruieren, dass es im 18.Jahrhundert wackere Bürger gegeben hat, die
sich dem vernichtenden Element Feuer entgegengestellt haben.
Die Stadtchronik berichtet von verheerenden Bränden in den Jahren 1559 und 1610.
Damals fiel die gesamte Innenstadt der Feuersbrunst zum Opfer. Dieser machtlos
gegenüber zu stehen, muss für die damaligen Bewohner eine schreckliche Erfahrung
gewesen sein, die für uns kaum noch nachvollziehbar ist. So wurde im Februar
1744 aus den dienstpflichtigen Männern der Stamm einer städtischen Pflichtfeuerwehr
gebildet. Die ehemals eingeführte feste Organisation mag auch zu dem Umstand
beigetragen haben, dass es in den darauf folgenden 100Jahren keinen nennenswerten
Brandschaden mehr gegeben hat.
Als dann aber 1851 ein großes Feuer 30 Gebäude in der Drehnower Vorstadt in
Asche legte, zeigte es sich, dass mit den unzulänglichen Löschmitteln und unausgebildeten
Leuten nicht viel erreicht werden konnte. Die ungeordnete Hilfeleistung vieler
sollte in geordnete Bahnen gelenkt werden. So reifte auch in unserer Stadt das
Bedürfnis, nun doch die auf viele Schultern der Bürgschaft verteilten Lasten
einer mutigen, einsatzbereiten und dafür ausgebildeten Männergruppe anzuvertrauen.
Dem damaligen Bürgermeister Hartmann gelang es, im städtischen Turnverein einen
Beschluss herbeizuführen, wonach 30 Mitglieder zu einer Turner-Feuerwehr zusammentraten
und ihre Dienste der Allgemeinheit zur Verfügung Stellten.
Die offizielle Gründung wurde am 30.Mai 1874 vollzogen.
Gleichzeitig wurden auch erhebliche Anstrengungen unternommen, um die erforderliche
Ausrüstung der Wehr zu sichern. Eine große Unterstützung erfuhr die Entwicklung
des Feuerlöschwesens seiner Zeit durch die verschiedensten Versicherungsgesellschaften.
Im Jahre 1879 schloss sich die Wehr dem Brandenburgischen Provinzialverband
an. Nachdem in den nächsten Jahren noch weitere Anschaffungen gemacht werden
konnten und die Mitgliederzahl gewachsen war, erwies sich die Zugehörigkeit
zum Turnverein nicht mehr zweckmäßig. So wurde im Januar 1881 die Abtrennung
beschlossen. Seit dieser Zeit besitzt Peitz eine selbstständige Freiwillige
Feuerwehr, die durch ihren pflichtgetreuen Einsatz bei ernster Gefahr viel wertvollen
Besitz der Allgemeinheit erhalten hat. Zu diesem Zeitpunkt konnte eingeschätzt
werden, dass die Feuerwehr der Stadt Peitz einen hervorragenden Ausrüstungsstand
erreicht hat. Die Ausstattung mit moderner Technik hatte mit Sicherheit auch
erheblichen Einfluss darauf, dass im Jahre 1886 die Freiwillige Feuerwehr etwa
90 Kameraden umfasste.
Es verdient erwähnt zu werden, dass sich die Freiwillige Feuerwehr als soziale
Einrichtung im besten Sinne des Wortes aus allen Schichten der Bevölkerung zusammensetzte
und auch die wohlhabenden Einwohner sich darauf beschränkten, einen entsprechenden
Betrag zu leisten, sondern es als Ehrenpflicht ansahen, sich im aktiven Dienst
zu betätigen.
Bereits im Jahre 1898 begannen die Planungen zur Erbauung
eines Gerätehauses mit Steiger- und Schlauchtrockenturm. Zu diesem Zweck wurde
eigens ein Fond eingerichtet, denn bislang war man zur Unterbringung der Geräte
auf private Räume angewiesen. Am 27. und 28. August 1899 konnte die Wehr dann
in Verbindung mit dem 9.Unterverbandstag in Anwesenheit von 24 Gastwehren ihr
25-jähriges Bestehen feiern. Anlässlich dieses Jubiläums konnte auch die dritte
Spritze in Gebrauch genommen werden. Ab diesem Zeitpunkt wurde unsere Wehr bei
großen Einsätzen durch die Feuerwehren von Ottendorf und Tauer unterstützt.
Mit dem Bau eines Steigerturmes im Jahre 1903 und der Anschaffung einer großen
drehbaren mechanischen Leiter im Jahre 1907 fand die Entwicklung unserer Wehr
für ca. 20 Jahre einen vorläufigen Abschluss.
Einen ersten massiven Einschnitt in die Entwicklung
der Feuerwehr brachte der wenige Tage nach dem 40.Jubiläum beginnende Weltkrieg.
Hier wurden nach Monaten und Jahren fast alle Kameraden zur Fahne einberufen,
sodass die Wehr Anfang 1917 nur noch 18 meist ältere Mitglieder zur Verfügung
hatte. Nach Beendigung des Krieges traten fast alle Kameraden wieder in die
Reihen der Feuerwehr ein, wobei zehn Mitglieder auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen
ihr Leben gaben.
Im Jahre 1923 ging der lang ersehnte Wunsch nach der ersten Motorspritze
in Erfüllung. Gerade noch rechtzeitig vor der beginnenden Inflation konnte diese
Anschaffung getätigt werden. Die Erwartung hinsichtlich des Baues eines zeitgemäßen
Gerätehauses wurde durch den Zusammenbruch des Währungssystems jedoch völlig
zerstört. Umso bemerkenswerter ist
es, dass die Angehörigen der Feuerwehr sich nicht entmutigen ließen und das
50-jährige Jubiläum am 24. und 25.Mai 1924 in würdiger form begingen.

Ebenso erstaunlich ist, dass dank der Bemühungen des rührigen Bürgermeisters
Berger bereits 1927 mit dem Bau des Feuerwehrdienstgebäudes begonnen werden
konnte. Ebenso beachtenswert ist die kurze Bauzeit dieses umfangreichen Gebäudes.
Der am 3.Oktober 1927 durchgeführten Grundsteinlegung folgte bereits am 29.Oktober
desselben Jahres das Richtfest. Am 15.Juni 1928 konnte unsere Wehr das Gebäude
bereits beziehen, und einen Monat später wurde das zweckmäßig eingerichtete
Gebäude in würdiger Form seiner Bestimmung übergeben. Mitte der 30er Jahre wurden
zwei völlig neue Kapitel in der Feuerwehrgeschichte aufgeschlagen. Positiv war
sicherlich der Einzug einer einheitlichen Norm für Technik und Ausbildung in
den Feuerwehren. Anderseits verloren die freiwilligen Feuerwehren ihre bislang
wohl gewahrte und behütete Selbstständigkeit. An die Stelle der Kommunen und
des Bürgermeisters traten nun staatliche Organe. Die Feuerwehren wurden der
Feuerlöschpolizei untergeordnet und damit den politischen Zielen des Staates
ausgeliefert.
Mit den Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches wurde auch die Entwicklung
der Feuerlöschtechnik weiter vorangetrieben. Neben den Einsätzen in unserer
Stadt erfolgte mit dem Einsetzen der Luftangriffe immer öfters die Alarmierung
zur Löschhilfe in der Reichshauptstadt Berlin. Die Kriegsereignisse forderten
auch unter den Kameraden unserer Wehr zahlreiche Opfer. Mit dem Zusammenbruch
des Dritten Reiches und dem Ende des 2.Weltkrieges stand unsere Wehr - wie viele
andere Feuerwehren auch - vor dem nichts. Zwar war das Gerätehaus von Beschädigungen
verschont geblieben, jedoch ging die vorhandene Technik verloren. Der Neuanfang
brachte nicht nur materielle, sondern auch personelle Schwierigkeiten mit sich.
Mit dem Wechsel des gesellschaftlichen Systems blieb allerdings die Unterordnung
der Feuerwehren bezüglich der staatlichen Organe bis auf lange Zeit erhalten.
Die einsetzende Entwicklung des Feuerlöschwesens in der DDR sorgte für eine
moderne Einsatztechnik
in Peitz. Dies blieb auch in den folgenden Jahrzehnten so. Weniger erfolgreich
entwickelte sich die Personalsituation in unserer Wehr. Der Staat räumte dem
freiwilligen Dienst in der Feuerwehr nicht mehr den gebührenden Stellenwert
ein. So wurde es immer schwieriger, den Nachwuchs für eine Tätigkeit in der
Feuerwehr zu motivieren. Parallel dazu verfügte eine Verwaltungsreform in den
80er Jahren den Zusammenschluss der bis dahin getrennt arbeitenden Wehren von
Peitz und Ottendorf. Seit diesem Zeitpunkt gibt es für die Einsatztätigkeit
in unserer Stadt eine einheitliche Struktur.
Die
Tradition des Feuerlöschwesens in Ottendorf wird nun durch den Anfang der 90er
Jahre gegründeten Feuerwehrverein Peitz-Ottendorf e.V. weiter
getragen.
Auch für die Feuerwehr in der Stadt Peitz kam die politische Wende zur rechten
Zeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Wehren hielten die meisten Mitglieder ihrer
Feuerwehr die Treue. So konnten die Jugendarbeit neu organisiert und in der letzten Zeit
wieder verstärkt junge Kameraden in die Wehr aufgenommen werden. Unter den neuen
politischen und wirtschaftlichen Bedingungen konnte die technische Ausstattung
nochmals umfangreich erweitert werden. Dazu zählt die Übernahme eines
Rüstwagens RW 2 durch eine Landesbeschaffung und die Indienststellung eines
Drehleiterfahrzeuges DL 30 im Jahre 1993. Ergänzt wurde die technische
Erweiterung durch die Übergabe eines neuen Tanklöschfahrzeuges TLF
„Brandenburg“ zum 120. Jubiläum unserer Feuerwehr.
Mit
der 1997 vollendeten Erweiterung des
Feuerwehrgebäudes in der Mauerstraße ist die Freiwillige Feuerwehr der Stadt
Peitz nunmehr in die Lage versetzt, die an sie gestellten umfangreichen Aufgaben
zur Gefahrenabwehr zu erfüllen.
Jüngster Meilenstein in der Entwicklung der Feuerwehr Peitz ist die Beschaffung
eines neuen Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeuges HLF 16/12 im Juli 2003.
Die Zusammenführung von Ausrüstungen zur Brandbekämpfung und
Technische Hilfeleistung in einem Fahrzeug kam für unsere Wehr genau zum
richtigen Zeitpunkt und erweist sich immer mehr als richtige Entscheidung. Eine
Fortführung der bisher üblichen Praxis der Unterbringung der Komponenten
in getrennten Fahrzeugen wäre aufgrund der Personalentwicklung in jüngster
Zeit keine zukunftsfähige Lösung gewesen. Mit dem neuen Fahrzeug konnten
noch weitere wichtige Rettungs- und Zusatzgeräte beschafft werden, wie
z.B. ein Sprungpolster, ein Lüftungsaggregat sowie einen leistungsstärkeren
Stromerzeuger. Mit der Firma Ziegler als Aufbauhersteller wurde ein kompetenter
Partner verpflichtet, so dass gesichert war, dass die technische Ausstattung
des neuen Fahrzeugs den Anforderungen und Aufgaben, die unsere Wehr zu erfüllen
hat, in vollem Umfang entspricht.
So sollten auch in Zukunft die Einwohner unserer
Stadt und des Amtsbereiches Peitz darauf vertrauen können, in Notsituationen
wirksame und schnelle Hilfe durch ihre Feuerwehr zu erhalten.
Denn so wie in den vergangenen 130 Jahren wollen wir auch in Zukunft nach dem
Wahlspruch handeln: "Allzeit hilfsbereit".
Manfred
Stecklina
- Ortswehrführer -